
B... trifft Hygienekontrolleur
Unterschätzt und unverzichtbar - Was macht eigentlich ein Hygienekontrolleur?
Stand: 10.08.2025
Landrat Ben Schwarz wollte das genau wissen
Es gibt viel zu lernen in einem Gespräch mit Manfred Lieb, selbst für einen Landrat. Das beginnt schon mit Liebs zeitlicher Zuständigkeit: „von der Geburt bis zum Tod der Menschen“. Und bringt einen zum Staunen, wenn er von seinem Arbeitsalltag zwischen Trinkwasserbrunnen, Badeseen, Tätowierern und in Kindergärten erzählt. Nur logisch, dass da auch Ben Schwarz neugierig wurde und sich von Manfred Lieb dessen „Aufgabenbeschreibung“ erklären ließ, über der ein Vorurteil hängt.
„Wenn die Leute unsere Berufsbezeichnung Hygienekontrolleur oder -inspektor hören, denken sie sofort an Gaststätte und Supermarkt“, berichtet Manfred Lieb. Dabei liegen diese Bereiche historisch bedingt beim Veterinäramt – begründet durch die Verarbeitung von Tieren. Er selbst ist, wie drei weitere Kollegen und ein Azubi in Diensten des Rother Gesundheitsamt unterwegs, das den Landkreis und die Stadt Schwabach betreut.
„Wir sind permanent auf Achse, betreiben massiven Außendienst“, erläutert Lieb. Rund 99 Prozent der Kontrollen seien unangekündigt, nur wenige gehen auf Beschwerden von Verbrauchern zurück, etwa, weil auf einmal braunes Wasser aus der Leitung kommt. Wie auch immer, der „Beamte im mittleren nichttechnischen Dienst“ (so die offizielle Bezeichnung) hat stets den gleichen Anspruch: ein gutes Verhältnis zu den Versorgern. „Wir wollen Teampartner und Zahnrad sein und nicht die Aufsichtsbehörde raushängen lassen.“ Seine Erfahrung: In einem vertrauensvollen Miteinander gelingt ein guter Informationsfluss, der spielt vor allem im Bereich Trinkwasser – einem der Kerngeschäfte - eine wesentliche Rolle. Denn ein frühzeitiger Hinweis eines Versorgers könne mitunter, ein drohendes Problem gar nicht erst entstehen lassen. „Wenn`s aufploppt, ist es zu spät“, betont er.
Gutes Stichwort: Ortstermin für eine Wasserprobenentnahme an drei Büchenbacher Brunnen. Schon bei der Anfahrt weist Manfred Lieb auf eine Besonderheit der Region hin, Wässerwiesen, denen uralte Wasserrechte zugrunde liegen. „Mehr Ertrag für die Landwirtschaft, aber schlecht für uns“, erläutert er. Ganz und gar nicht glücklich ist er auch mit dem neuen Radweg zwischen Büchenbach und Roth. Zum einen verläuft unter ihm die Druckleitung, zum anderen werde er im Winter stark gesalzen – und das im direkten Einzugsbereich dreier Trinkwasserbrunnen.
Für Lieb und seine Kollegen klarer „Auftrag“, die Werte genauer im Blick zu haben. Ein Jahr lang wollen sie in engen Zeitabständen Proben nehmen, um vor allem Natrium und Chlorid zu beobachten. Dazu wird es eine wissenschaftliche Studie geben. „Es geht um Langzeitwirkungen, den Blick über den Tellerrand und den Anspruch, ein hohes Gut zu schützen.“
Deswegen kontrollieren die Hygieneinspektoren, wie sie auch betitelt werden, nicht nur, sondern beraten auch. „Risiken abdecken oder minimieren“, betont Lieb. „Zu wenig Ringschlüsse“, nennt er als seine größte Sorge in Sachen Trinkwasserversorgung.
Damit der Regierungsbeamte überhaupt „ans Wasser“ kommt, ist der Termin mit der Büchenbach-Aurach-Gruppe abgestimmt. Karl-Wilhelm Frank, deren Fachkraft für Versorgungstechnik, sperrt auf und stellt den Alarm ab. Man kennt sich und fachsimpelt über Verbrauchsmengen, zwangsläufig über das Wetter und Wassertemperaturen („je wärmer, je blöder“). 14,4 Grad zeigt das Thermometer, „das ist in Ordnung, richtig gut wären zwölf“, ordnen die Fachmänner ein. Untersucht werden die drei Brunnen im Aurachtal an diesem Tag „nur“ chemisch, Mikrobiologie steht mindestens vier Mal im Jahr an. „Trinkwasser ist unser Lebensmittel Nummer eins und unsere Lebensgrundlage“, unterstreicht Landrat Ben Schwarz die Bedeutung dieses Teilbereichs von Liebs Job.
„Eine Probe ist keine Probe“, erklärt Manfred Lieb lächelnd die fragenden Blicke auf mehrere Becher – die innen wie außen steril sind. Lieb stellt die Proben in eine mitgebrachte Kühlbox („muss sein“) und macht sich an die Dokumentation. Was, wann, wer… „Die Bürokratie wird immer mehr“, sagt der erfahrene Kontrolleur. Die wird, zusammen mit ebenso gestiegenen Anforderungen an den Arbeitsschutz, zudem zum Zeitfresser. Denn eines müsse man zusätzlich im Auge haben: Die entnommenen Proben müssten zur Analyse am gleichen Tag immer noch nach Erlangen oder Oberschleißheim zum Landesamt für Gesundheit und Lebensmittelsicherheit (LGL) gebracht werden, der Postweg sei schlicht zu unverlässlich.
Das erfordert weitere Absprachen, an diesem Tag mit einer Kollegin, die anderenorts in Testmission unterwegs ist. Treffen wo? Und wer fährt dann weiter?
Manfred Lieb steuert erst einmal den Rothsee an, denn auch EU-Badegewässer fallen in sein Aufgabengebiet, regelmäßig wird im Sommer zudem – Stichwort Challenge – der Kanal beprobt. Zu den mikrobiologischen Untersuchungen (das Ergebnis liegt innerhalb von 24 Stunden vor) wird das Rothsee-Nass auf Blaualgen untersucht. „Bisher hatten wir da noch nichts“, berichtet der Eckersmühlener, der von Mai bis September beruflich bedingt Stammgast an Badeseen und in Freibädern ist. Stichwort Lernen: Wo Süßwasserquallen auftauchen, ist die Badewasserqualität sehr gut, erfährt Landrat Schwarz von Manfred Lieb.
Etwa 250 Milliliter braucht das Labor, Manfred Lieb prüft das Wasser zudem optisch und wirft einen genauen Blick auf das Ufergrün oder die Mülleimer. Eben auf alles, „was mit der menschlichen Gesundheit zu tun hat“, wie er sein Tätigkeitsgebiet gerne umschreibt.
Die Zahl der Quellen und Brunnen, die Manfred Lieb und seine Kollegen kontrollieren müssen, liegt im dreistelligen Bereich, erzählt er. Hinzu kommen an die 50 Einzelversorger und teils weite Fahrstrecken. „In einer Großstadt sähe mein Alltag sicher anders aus“, lächelt der staatlich examinierte Notfallsanitäter.
Hier wie da aber gehören Friseure, besagte Tätowierer, Bestatter oder Ärzte zum Klientel der Hygienehüter. Wenn es auch „Kontrolle“ heißt: „Die meisten sind verständnisvoll“, fasst Manfred Lieb seine Erfahrungen zusammen. Auch das hört Landrat Schwarz gerne, schließlich „liegen Hygiene und Wasserqualität uns allen am Herzen.“
Manfred Liebs Einordnung, einen sehr umfangreichen und sehr vielseitigen Job zu haben, kann er nur teilen. Zugleich seien die Aufgaben, mit denen Lieb und das Gesundheitsamt betraut sind, spannend und sehr wichtig. „Ich bin jedenfalls froh, dass wir da große Kompetenz im Haus haben, die Menschen vertrauen uns“.
Die Werte sind auf der Webseite des Landratsamts einsehbar. Dort würde auch auf eine mögliche Badewarnung hingewiesen, die es allerdings in den vergangenen Jahren nicht gegeben hat, betont Manfred Lieb. „Also, auf in den See“, stimmt er mit seinem Chef überein.
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