Bundeswehr und Politik stehen Seite an Seite

Landrat Ben Schwarz und hochrangige Gäste aus der Politik besuchen Otto-Lilienthal-Kaserne
Stand: 02.03.2025

Landrat Ben Schwarz hat einen informativen Austausch in der Otto-Lilienthal-Kaserne initiiert – Schwerpunkte Offizierschule und Operationsplan Deutschland

Es ist ein Gipfeltreffen gewesen - entsprechend hochkarätig war sein Inhalt. Zum ersten Mal haben sich Landräte, Bürgermeister, Katastrophenschützer und Vertreter der Bundeswehr in der Otto-Lilienthal-Kaserne zum Austausch getroffen. Während Informationen und Besichtigung der Offizierschule der Luftwaffe mit einer gewissen Lockerheit einhergingen, war der zweite Schwerpunkt des mehrstündigen Treffens sehr viel ernster.

Die Politiker um Regierungspräsidentin Dr. Kerstin Engelhardt-Blum wollten sich – teils mit ihren Beauftragten für den Katastrophenschutz – in Sachen „Operationsplan Deutschland“ aus erster Hand auf Stand bringen lassen. Das übernahm federführend Oberstleutnant und Standortältester Norbert Kopf, der seinen interessierten Zuhörern gleich reinen Wein einschenkte. „Wir müssen gesamtgesellschaftlich um- und Dinge fertig denken.“ Es reiche eben nicht, nach der Bundeswehr zu rufen, sollte es zu einem Verteidigungsfall kommen. Kopf forderte ein Ende des Tunneldenkens, „wir müssen ein gemeinsames Lied singen.“

Gleichwohl würde sich auch die Bundeswehr neu aufstellen, erläuterte er mit Blick auf die Lage „nicht mehr ganz Frieden, aber auch noch nicht Krieg“ und wies auf Deutschlands Rolle als Drehscheibe hin – und zwar in alle Richtungen, sollte es zu einem militärischen Krisenfall kommen. Die Otto-Lilienthal-Kaserne wird schon alleine aufgrund ihrer Lage eine Rolle spielen.

Der Oberstleutnant wollte wachrütteln: „Machen wir uns nichts vor, da werden wir Konzepte von Verkehr über den Schutz von Infrastruktur bis zur medizinischen Versorgung brauchen“, machte der erfahrene Soldat deutlich. „Und zwar jetzt.“ Stichwort und Zielsetzung zugleich: zivil-militärische Zusammenarbeit, um Deutschland zu schützen. Wie die aber aufziehen, von unten nach oben oder von oben nach unten? Diese Frage wurde schnell als Spannungsfeld ausgemacht. Lösungsansatz: Beide Wege beschreiten.

Bedeutet: Landräte und (Ober)Bürgermeister müssten Handreichungen von den Ministerien einfordern, zugleich aber (strategische) Überlegungen für ihre Zuständigkeitsbereiche anstellen. Was zu einem weiteren wichtigen Punkt führte. „Es muss uns gelingen, Antworten auf die Fragen zu finden, die die Bevölkerung (zurecht) stellen wird.“

Ben Schwarz sah schon im Austausch allein ein wertvolles Zeichen. „Genau so wird Vertrauen aufgebaut“, fasste er zusammen und dankte der Bundeswehr für deren Offenheit, als er mit der Idee zu diesem Treffen „um die Ecke kam“. Offenbar eine gute, auch sein Erlanger Pendant Alexander Tritthart machte einen ersten Mehrgewinn aus. Der bestehe schon darin, die auf vielen Ebenen agierenden Personen zusammenzubringen – was an jenem Tag in der Kaserne schon weitgehend gelungen sei.

Von dem Gehörten und den Einschätzungen der Fachleute zeigte sich auch Landrat Bernd Obst (Fürth) schwer beeindruckt. „Bei mir bleibt da auf alle Fälle etwas hängen“, unterstrich er mit Blick auf das große Informationsbündel, dass die Soldaten für die Besucher zusammengetragen hatten.

Gero von Fritschen, Kommandeur der Offizierschule sowie künftiger Standortältester, machte auf einen weiteren wunden Punkt aufmerksam – verbunden und zugleich losgelöst von der sicherheitspolitischen Lage.  „Unser Land wird nicht funktionieren, wenn Menschen Verantwortungen abschieben.“ Das betreffe die Bundeswehr, aber auch andere Hilfsorganisationen, Vereine, Verbände und Institutionen. Man müsse weg kommen von der Einstellung: „Toll, dass es ein anderer macht.“ Die Frage, „wie es uns gelingen kann, das vor allem junge Menschen zu vermitteln“, ist seiner Meinung nach entscheidend.

Dass von Fritschen „die Jugend“ im Blick hat, ist naheliegend. Der Oberst, der zuletzt in einer NATO-Mission im Irak eingesetzt war, wurde zum Jahreswechsel mit der Führung der Schule betraut. Die wird im Oktober von Fürstenfeldbruck nach Roth umziehen. War die Offizierschule seinerzeit in FFB die modernste ihrer Art in ganz Deutschland, so ist sie es jetzt wieder. Plus: „Die Infrastruktur hier ist ideal, wir freuen uns“, unterstrich der 54-Jährige, der vor allem die Nähe des neu gebauten Campus` zur „grünen Ausbildung“ am Übungsplatz als Vorteil ausmachte.

Bis zu 850 Teilnehmer werden ab Herbst gleichzeitig in der Otto-Lilienthal-Kaserne ein Zuhause auf Zeit finden, wegen unterschiedlicher Verweildauer gehen die Verantwortlichen von insgesamt rund 2000 „Schülern“ pro Jahr aus. Vermittelt werden ihnen unterschiedlichste Kompetenzen, nicht zuletzt, „um Krisen da zu bekämpfen, wo sie entstehen“.

Da die Offiziere gemäß Konzept in ihrer Laufbahn immer wieder für Weiterbildungen und Spezialisierungen zurückkehren, werden enge Bindungen zur Schule und zum Standort erfolgen, zeigte er sich überzeugt.

Die Kreisstadt selber werde den Start des Lehrbetriebs spüren, hatte zuvor schon Hauptmann Stefan Ballak, betont. So entstehen im zivilen Bereich Arbeitsplätze („die Nachfrage an Bewerbern ist relativ hoch“), zudem werden auf den Wohnungsmarkt Bedarfe zukommen. Auf ihn als Kasernenkommandanten warten weitere Herausforderungen: „Wir platzen aus allen Nähten“, führte er den Gästen vor Augen und nannte neben dem Sanierungsbedarf von Gebäuden neue Anforderungen sowie den neu hinzugekommenen als Gründe für den Platzmangel.

Ballak nahm die Besuchergruppe mit auf eine Zeitreise von den Anfängen des früheren „Fliegerhorsts“, dessen Geschichte mit Enteignungen begann. Die Kaserne wiederum erlebte ebenso Hochs und Tiefs. Er kann sich erinnern, dass es Jahre gab, in denen er gefragt wurde, ob denn „da oben überhaupt noch Soldaten wären“.

Und nun die Offiziersschule. Rund 230 Millionen Euro werden für sie investiert - samt Sportanlagen (inklusive einer Vierfach-Turnhalle), Unterkünften und später noch einer Mensa. Herzstück aber ist das 100 mal 100 Meter große Hörsaalgebäude. Bei der Besichtigung blieb dem ein oder anderen bisweilen die Spucke weg. Moderne Architektur und Technik beinahe wie von einem anderen Stern. Dazu eine großzügige Bibliothek, optische und kreative Raffinessen und Kunst am Bau. „Krass“, entwich es Schwabachs Oberbürgermeister Peter Reiß spontan.

Rund 800 Zuhörern bietet der größte Hörsaal Platz, die restlichen 47 sind auf unterschiedliche Bedarfe ausgelegt, meist aber für 20 Teilnehmer. So viele teilen sich in den Unterkunftsgebäuden auch je ein Stockwerk, pro Gebäude macht das 60 Soldatinnen und Soldaten. Sie alle müssen maximal 350 Meter in ihre Unterrichtszimmer zurücklegen – „echtes Campusgefühl also“, verdeutlichte Oberstleutnant Michael Sterr bei einem Rundgang. Der Leiter des zentralen Unterstützungselements am Standort koordiniert die Baumaßnahme, ist gewissermaßen „die Vorhut“.

Vorfreude und Begeisterung für das, was da „im Ostsektor“ entsteht, ist durchgehend spürbar. Ob die Funktionalität, die Ausbildungsmöglichkeiten oder das neue Ehrenmal der Luftwaffe, das künftig vor dem Hörsaalgebäude seinen Platz finden wird, „hier entsteht Großes“, so der Tenor.

Großes, das nicht nur der Bundeswehr vorbehalten sein soll. Der zukünftige Standortältesten Gero von Fritschen stellte eine „zivile Nutzung“ der neuen Gebäude in Aussicht. Eine Offerte, eine Ansage, die den ein oder anderen ob der Möglichkeiten schnell träumen ließ. Zugleich war sie starkes Zeichen und wunderbare Ausprägung der vielfach zitierten nötigen militärisch-zivilen Zusammenarbeit. Das den Abschiedsgruß „bis zum nächsten Mal“ besonders erklingen lässt.

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