Das Herz pumpt in Roth

Wolfgang und Dr. Thomas Krüger versorgten Landrat Ben Schwarz mit vielen Infos zum Unternehmen Circutec
Stand: 27.07.2025

Sind Sie neulich ICE gefahren? Oder an einem Windrad vorbei? Haben Mineralwasser getrunken oder mussten ins MRT? Dann hatten Sie Kontakt mit der Rother Firma Circutec (vormals Speck Pumpen). Deren Produkte kommen in all dem zum Einsatz – und noch in „unfassbar“ vielen anderen Bereichen, wie Landrat Ben Schwarz bei einem Besuch erfuhr. Neben einer Menge Positivem und Beeindruckendem hörte er von Wolfgang und Dr. Thomas Krüger aber auch durchaus nachdenklich stimmende Töne.

So sorgen sich die beiden geschäftsführenden Gesellschafter des Familienunternehmens um ihre Rohstofflieferungen aus China. „Die Magnetsegmente, die wir brauchen, bekommen wir woanders nicht“, verdeutlicht Dr. Thomas Krüger. Sein Vater bedauert, dass das Problem der seltenen Erden „bei uns in der Politik noch nicht angekommen ist“. Dabei könne der „faktische Exportstopp“ gravierende Auswirkungen haben bis hin zur „Bedrohung des deutschen Erfolgsmodells“ – sie selbst seien das beste Beispiel dafür.

Denn in zahlreichen Pumpen, die Circutec verbaut, ist Magnetismus unabdingbar, etwa in medizinischen Geräten, eine der vielen Sparten, die das Unternehmen mit mehr als 750 Mitarbeitern weltweit bedient. „Da wird einem erst bewusst, dass wir für außen- und wirtschaftspolitische Versäumnisse hier bei uns die Zeche zahlen müssen“, kommentiert Schwarz das Gehörte. Gleichwohl einräumend, dass er an diesen Umständen wohl nichts ändern und derartige Probleme nicht lösen könne. „Aber es ist wichtig, die Zusammenhänge zu sehen und sie sich bewusst zu machen.“ Oft nütze es ja schon, wenn die Wahrnehmung erhöht wird. Dafür werde er gerne sorgen.

Die Nachfrage ist exorbitant hoch, berichten die Verantwortlichen, doch auch dazu gesellt sich ein „aber“: Die Gefahr der mangelnden Lieferungen verhindere, mehr Aufträge anzunehmen, gibt Dr. Thomas Krüger zu bedenken.

Schwarz imponiert, wie breit das Traditionsunternehmen aufgestellt ist, umfasst das Portfolio doch tausende Pumpen. Das zeigt sich beim Rundgang durch die Fertigung: Da liegen auf einer Palette Pumpen für die Medizin und Schweißtechnik, den Backofenbau, die Windkraft und die Bahn, sowie Pumpen mit Elektronik für die Kühlung von Rechenzentren, ein aktuell aufstrebender Bereich getrieben durch Künstliche Intelligenz. Diversität statt Abhängigkeit von einer Anwendung oder Branche ist eine der Stärken des Unternehmens, unterstreicht er.

Was ist mit dem Thema Recycling? „Das ist definitiv eines“, betont Dr. Thomas Krüger und verweist auf den Anspruch, nachhaltig sein zu wollen. Das klappe in vielen Bereichen sehr gut, ist aber produktbezogen technisch schwierig, um nicht zu sagen, nicht immer umsetzbar, sagt er mit Blick auf den Rohstoffmangel.

Keine Pumpe verlässt ein Werk, ohne vorher auf Herz und Nieren getestet worden zu sein, formuliert Dr. Thomas Krüger den Qualitätsanspruch. Der, wie der Ruf, individuelle Lösungen zu bieten und innovativ zu sein, seit über 116 Jahren mit dem Namen Speck untrennbar verbunden sei. Apropos Name: Der ist seit wenigen Wochen neu. Warum Circutec? Hinter der Transformation habe vor allem der Wunsch gestanden, internationaler zu werden. Immerhin beliefert der Spezialist Kunden in über 80 Ländern und zählt mittlerweile acht Tochterfirmen von Frankreich, Spanien und den USA bis Taiwan, Thailand und China – in letzteren mit eigener Fertigung.

Eine von ihnen ist erst vor Kurzem zur Familie gestoßen – Circutec investiert in ein neues Werk zum Bau von Elektromotoren in Österreich und nimmt dafür rund 30 Millionen Euro in die Hand. Nachdem der vorherige Lieferant – ATB – einen Standort in Spielberg/Österreich geschlossen hatte, nutzte Circutec die Chance und stellte die lokal verfügbaren Experten für eine eigene neue Gesellschaft ein. Ein strategisch bedeutsamer Schritt, verdeutlicht Wolfgang Krüger. Da sei zum einen das Know-how, aber auch ein großes Entwicklungspotenzial am neuen Standort – angedacht ist ein zweiter Bauabschnitt und ein Aufstocken auf bis zu 200 Mitarbeiter. Das wiederum nehme Druck an anderer Stelle.

Begonnen hat der Namensfindungsprozess vor mehr als einem Jahr. Zu dem Schritt entschieden haben sich die Verantwortlichen nicht zuletzt, um sich von anderen Firmen mit Namen Speck abzugrenzen und ein eigenes Dach zu schaffen. „Circu“ leitet sich vom lateinischen Verb circulare ab – kreisen. Wie eine Pumpe eben. Angenommen werde der Wechsel bisher gut, berichten die beiden Krügers, wohl wissend, dass „das Ganze ein Prozess ist“ und dass die Belegschaft die Polo-Shirts mit Aufdruck „Speck“ wohl noch auftragen wird. Immerhin: die Hosen des Firmen-Outfits sind seit jeher rot und müssen der neuen, gleichfarbigen Bildsprache folgend nicht ausgetauscht werden, wie Dr. Thomas Krüger mit einem Augenzwinkern ergänzt.

Der neue Markenauftritt sei das Versprechen an die Zukunft, „Speck ist unser Erbe“, machen die beiden Geschäftsführer, auch im Namen von Dagmar Krüger-Steindorf und Torsten Hahn, klar, der sich zeitweise zu dem Gespräch hinzugesellte.

Die Krügers treibt noch etwas um, Stichworte Fachkräfte(mangel) und Arbeitseinstellung. Die Bereitschaft, eine zweite Schicht zu fahren? Fehlanzeige bei den meisten, berichten die Manager. Anderes, in die gleiche Richtung gehendes Beispiel: Speck hatte seinen Mitarbeitern in der Pandemie angeboten, statt in Kurzarbeit zu gehen, das Bedienen/Führen einer zweiten oder dritten Maschine zu lernen. Die Rückmeldungen waren an einer Hand abzuzählen und „eine gewisse Frustration“, so Dr. Thomas Krüger.

Landrat Ben Schwarz teilt diese Erfahrung, hinzu komme seiner Meinung nach bei vielen ein „Wegducken“ vor Verantwortung. Er wünschte sich, dass die Basis des Systems, „wenn du dich einbringst, hast du auch was davon“, wieder mehr zum Tragen komme.

Felix Lehnhoff von der Unternehmerfabrik stach beim Rundgang noch etwas ins Auge: Die visualisierten Produkte an Wänden und auf Displays, in denen die Pumpen verbaut werden.  Ansprechend für die Kunden, aber auch „ein kluger Schachzug“ in Richtung der Mitarbeiter. „Wenn ich weiß, für was ich die Schraube ins Gewinde drehe, bin ich doch gleich motivierter“, meint er. Erst recht, wenn es für einen ICE oder ein Windrad ist…

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