
Sie behüten die Natur
Langjährige Mitglieder der ehrenamtlichen Naturschutzwacht wurden im Landratsamt geehrt
Stand: 15.03.2025
Gesichter kannte Ursula Klobe in der Runde viele. Dass es aber die Naturschutzwacht auch im Landkreis Roth und noch dazu derart stark aufgestellt als Institution gibt, war der stellvertretenden Landrätin neu. Umso erstaunter war sie, als sie zwei Mitglieder für 30 Jahre und mehr ehren durfte. Und auch der Einblick in die Arbeit der Einblick offenbarte manch Überraschendes.
Und das nicht unbedingt im positiven Sinne. Aus Anlass eines Vorfalls im Vorjahr landete das Thema „unberechtigt entnommenes Gut“ auf der Tagesordnung. Ein heikler Punkt, wie sich herausstellte, und der zudem Fingerspitzengefühl von den Naturschutzwächtern erfordert, wenn sie auf Passanten treffen, die etwa taschenweise Bärlauch – besagter Anlass – aus dem Wald tragen.
Gerade vor diesem Hintergrund zeigte sich, wie wertvoll der „Erfahrungsaustausch der Naturschutzwacht der Unteren Naturschutzbehörde“ – so der offizielle, wenn auch sperrige Titel – ist. Denn im Gespräch berichteten Einzelne von ihren Erlebnissen und dem Umgang damit. Oft reiche es, den Bürgern ihr Fehlverhalten aufzuzeigen, manchmal ist der Anruf bei der Polizei das Mittel der Wahl. Derartige „Fälle“ seien selten, lautete die übereinkommende Erkenntnis der Anwesenden. Die möchten ihre Rolle ohnehin lieber positiv belegt wissen: Als Kümmerer, Schützer und Mittler. Sie betreuen geschützte Gebiete, dokumentieren Tier- und Pflanzenarten, klären auf und beraten.
Dass „Entwendungen“ nicht unbedingt Pflanzen sein müssen, berichtete Manuel Wirth. Er hatte ein besonders drastisches Beispiel dabei. Einmal hätten Besucher im Zuge einer Absenkung des Rothsees ganze „Kuftn“ voller Muscheln zum Parkplatz geschleppt. Darauf angesprochen meinten sie, sie hätten bei der Müllentsorgung helfen wollen…
Zu den erfreulicheren Punkten zählte die Ausgabe der neuen Dienstjacken und -westen, damit die Wächter als solche auch gut erkennbar sind – zusätzlich zu Ausweis und Abzeichen. Denn die Ehrenamtlichen sollen nicht nur „ahnden“ oder hinweisen, sie stehen primär als Ansprechpartner zur Verfügung. Ziel: Menschen über den richtigen Umgang mit und in der Natur zu sensibilisieren. Auch im Landkreis geschieht das durch Führungen oder Themen-Spaziergänge. „Natürlich darf man uns aber auch einfach so ansprechen“, betonte einer der „alten Hasen“.
Als solche dürfen wohl auch Karl-Heinz Donth und Otto Götz - der zusätzlich seit sieben Jahren als Biberberater tätig ist - bezeichnet werden, die für 33 und 30 Jahre Dienst ausgezeichnet wurden und neben einer vom Umweltminister unterzeichneten Urkunde die goldene Ehrennadel erhielten. Für 18 Jahre dankte und gratulierte Ursula Klobe dem Büchenbacher Thomas Lerzer. Theodor Schmidtkunz aus Ezelsdorf wäre für 20 Jahre geehrt worden, war aber ebenso verhindert wie Armin Jonik aus Büchenbach, der neben seiner Tätigkeit als Hornissenberater schon 15 Jahre zusätzlich Naturschutzwächter ist.
„Eine wichtige und immer wichtiger werdende Tätigkeit“, schloss die stellvertretende Landrätin alle Naturkümmerer in ihr Lob ein. Sie wünschte sich, dass sich vermehrt junge Menschen für diese Aufgabe begeistern ließen, schließlich sei Umwelt- und Naturschutz eine generationenübergreifende Herausforderung. Wobei dieser auch darin bestehen könne, „gerade mal nicht raus zu gehen“, sensibilisierte sie.
„Schade, du hast die Fledermaus im Landkreis verkörpert“, leitete Ursula Klobe dann zu einer Verabschiedung über. Zwar „erst“ 2016 offiziell als solcher vom Landesamt für Umweltschutz bestellt, fungierte Ruppert Zeiner schon seit Jahrzehnten als Fledermausbeauftragter. Ab 1988 war er zudem Leiter des Arbeitskreises Fledermausschutz der LBV-Kreisgruppe Roth-Schwabach. Klobe zollte Respekt und dankte für eine „herausragende ehrenamtliche Leistung“, akzeptierte aber den Wunsch des Heideckers, nach „verbandsinternen Problemen“ den Weg für einen Neuanfang frei zu machen. Unter Applaus und mit einem „Landgenuss-Körbla“ wurde er von seinem Amt entbunden.